Artgerechte Haltung ist immer wieder ein schwieriges Thema, auch wenn es auf den ersten Blick ganz einfach erscheint. Bei unseren exotischen Mitbewohnern ist es das ja auch, wir versuchen, den natürlichen Lebensraum des Tieres nachzubilden. Höhlenbewohner bekommen mehr Einstreu, kletternden Arten werden Äste angeboten, die klimatischen Bedingungen werden künstlich geschaffen. Aber wie ist das bei domeztizierten Formen?

Ich wähle im Folgendem die Farbratte aus um exemplarisch darzustellen, inwieweit sich die Haltungsbedingungen von domestizierten Arten zu unseren Exoten unterscheidet.

Meine Exoten leben in Terrarien, weil es ihnen Sicherheit vermittelt. Meine Farbratten wollen aber am Alltagsgeschehen teilhaben. Im Zuge der Domestikation hat der Mensch durch Selektion die Art Wanderratte verändert. Nebennieren und Schilddrüse haben sich verkleinert.  Dadurch hat sich natürlich auch der Hormonhaushalt verändert. Neophobie zum Beispiel ist ein Kennzeichen der Wanderratte, es ist die natürliche Scheu vor Unbekanntem, was der Wanderratte das Leben retten kann. Bei Farbratten ist diese Neophobie kaum noch ausgeprägt, weil sie keine natürliche Feinde mehr zu befürchten haben. Übersetzt heißt das, das unsere Farbratten neugierig sind und begierig auf neue Reize, sei es Käfigzubehör oder menschliche Interaktionen, für die Farbratte gehört das einfach dazu.
  Im Vergleich zur Wanderratte sind einige Gehirnteile kleiner, was unter anderem den Bewegungsdrang mindert, was nicht heißt das Farbratten keine Bewegung brauchen. Farbratten sind sehr intelligente Tiere und wollen gefordert werden, passiert das nicht verändern sie sich. Grundsätzlich gibt es Mindestanforderungen an die Haltung, aber....

das Verhalten eines Tieres resultiert aus genetischer Disposition und Prägung! Ein Tier, das in einer Makrolonbox geboren und aufgewachsen ist, kann man nicht einfach in einen Käfig stecken, der den Mindesmassen entspricht. Das würde das Tier komplett überfordern. Für ein Tier, das unter solchen Bedingungen aufgewachsen ist bietet der Käfig keinen Schutz, weil es einfach zu viel Platz ist. Ein Tier, das unter diesen Umständen aufgewachsen ist muss langsam und behutsam an die neuen (artgerechten) Lebensumstände gewöhnt werden, damit es Vertauen zum Menschen aufbauen kann und sich in seiner neuen Umgebung sicher fühlen kann. Darum ist es wichtig, sich genau anzuschauen, unter welchen Bedingungen unsere Schützlinge aufgewachsen sind und auf welche Reize sie geprägt wurden.